03.10.2022

Der Marathon in Berlin ist nun schon eine Woche her und so langsam habe ich alle Erlebnisse realisiert und verarbeitet.

Schon beim Frühstück konnte man diese wunderbare Atmosphäre spüren. Jede Läuferin und jeder Läufer war sofort an der Kleidung und dem Armbändchen, das wir alle trugen, zu erkennen. Und ja, man nickte sich zu.

Mit der S-Bahn ging es zwei Stationen zum Brandenburger Tor und von dort musste man einfach nur der Masse folgen. Auf der Wiese vor dem Deutschen Bundestag verabschiedeten sich mein Mann Stefan und mein Sohn Alexander von mir. Ab jetzt ging es für mich allein weiter. Meinen Kleidersack hatte ich relativ schnell abgeben können und der letzte Toilettengang war auch schnell erledigt. Irgendwie muss ich vor dem Start gefühlt immer noch 10 x auf die Toilette…

Dank des großen Areals fand ich mich sehr schnell in meinem Startblock ein. Den Start- und Zielbereich hatten die Berliner sehr gut organisiert. Dann steht man in einer großen Masse, wartet auf den Start und fühlt sich mit seinen überwältigenden Emotionen irgendwie alleine gelassen.

Pünktlich um 09:35 Uhr fiel der Startschuss für meine Welle. Endlich ging es los! Hinter mir das Brandenburger Tor und vor mir die Siegessäule. Grandios!

Nach Kilometer 1 hatte ich schon meinen Rhythmus gefunden und ich fühlte mich großartig. Das sollte mein Rennen werden. Das Tempo war gut und Stefan und Alexander schafften jeden Verpflegungspunkt für mich.

Bis Kilometer 31: ein unachtsamer Radfahrer wechselte die Straßenseite und ich flog über das Rad 🙁 Völlig irritiert und erschrocken lag ich da nun auf der Straße wie ein Käfer und ich glaubte schon, dass das Rennen für mich gelaufen wäre. 16 Wochen Vorbereitung, Startgeld, Ticket für die Bahn und Hotel – alles umsonst.

Mitläufer*innen halfen mir schnell wieder auf die Beine und ermunterten mich, nicht aufzugeben. Eine Läuferin begleitete mich noch eine Weile und half mir, durch entspanntes Atmen wieder Zuversicht zu finden. Wie gern würde ich mich bei meinen „Ersthelfern“ bedanken können, aber es ging alles so schnell. Ich hatte noch nicht einmal auf deren Startnummern geschaut, um ihre Namen zu erfahren.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich wieder beruhigen konnte. Mit blutendem Knie und schmerzendem Fuß/Knöchel ging es heulend bis Kilometer 32 weiter. Hier standen endlich meine Lieben Stefan und Alexander. Sie haben mich wieder komplett beruhigen können. Getreu dem Motto: Krone richten, Mundwinkel hoch, lief ich nach 03:54:53 h überglücklich ins Ziel.

Es war überwältigend. Du läufst du um die Ecke und plötzlich ist das Brandenburger Tor vor dir. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich.

Im Ziel angekommen, überwog der Stolz aber die Schmerzen vom Sturz meldeten sich zurück. Egal, denn sie verschwinden wieder. Aber der Stolz und die schönen Erinnerungen werden immer in meinem Herzen bleiben. Und mal im Ernst: so habe ich wenigstens etwas zu erzählen 😉

Ohne meinen Mann Stefan und meinem Sohn Alexander wäre dieser Lauf nur halb so schön gewesen. Ganz, ganz lieben Dank für eure Unterstüztung, euer Mitfiebern und Mitfühlen und überhaupt fürs Mitreisen.

Ganz lieben Dank auch an alle anderen, die mit mir mitgefiebert haben und in Gedanken bei mir waren. Es ist schön zu wissen, dass ihr an mich denkt.

PS: eine Woche nach dem Lauf geht es meinem Körper wieder gut. Nur Fuß/Knöchel tun noch ein wenig weh. Wir sehen uns am 30.10.2022 in Frankfurt 🙂

 

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